Seelsorgetagung zum Thema „Sonntag“
Rund 300 Priester und pastorale Mitarbeiter informieren sich derzeit im Rahmen der Seelsorgetagung in der Cusanus-Akademie in Brixen zum diözesanen Jahresthema „Sonntag“.
“Vom jüdischen Sabbat zum christlichen Sonntag” lautete der Titel der Ausführungen von Ulrich Fistill, Professor an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Brixen. „Die Heilige Schrift enthält wertvolle Hinweise, die für uns wichtig sind, wenn wir eine Kultur des Sonntags begründen, pflegen und weitergeben wollen“, sagte Fistill, der in seinen Ausführungen zunächst über den jüdischen Sabbat informierte: Der Sabbat wurde im Laufe der Zeit zum Aushängeschild, zum Identifikationsmerkmal und zum tragenden Pfeiler des Judentums. Fistill zeigte auch die Bedeutung des Sabbats im Neuen Testament auf. „Wesentlich im Neuen Testament ist, dass es nicht mehr nur einen Tag gibt, an dem man Gott begegnen kann, sondern es gibt auch eine Person – Jesus Christus“, so Fistill. Durch den Auferstehungsglauben hat die Urkirche innerhalb weniger Jahrzehnte das Sabbatgebot abgelöst, um es durch die Sonntagsheiligung zu ersetzen. So wird seitdem der Sonntag, der erste Tag der Woche, als Auferstehungstag Christi gefeiert. „Der Sonntag ist Teil unserer Kultur und unserer christlichen Identität geworden“ hob Fistill hervor, und ergänzte: „Wenn wir den Sonntag als unser ,Markenzeichen‘ aufgeben, können wir auch aufhören, uns Christen zu nennen. Wenn wir den Sonntag nicht mit Inhalt füllen, wird er eine sinnlose, leere Hülle bleiben.“
Die Entwicklungen, die die Sonntagsheiligung im Laufe der Geschichte erfahren hat, hat Jörg Ernesti, Professor für Kirchengeschichte an der Philosophisch-Theologischen Hochschule, aufgezeigt. Er sprach zum Thema „Die Teilnahme am Sonntagsgottesdienst im Licht der Geschichte“ und hat dabei vor allem eine qualitative Analyse des Phänomens angestrebt, wonach er nicht primär untersucht hat wie viele Menschen im Laufe der Geschichte die Sonntagsheiligung beachtet hatten, sondern wie sie dies getan hatten.
Neben dem biblischen und dem geschichtlichen Zugang hat Ivo Muser den dogmatischen Zugang zum Thema „Sonntag“ gegeben. Für Muser ist die Sonntagsgestaltung ein Prüfstein dafür, wie sehr in der Gesellschaft und im Leben des Einzelnen Platz für Gott ist. „Es geht um die Bekräftigung einer christlichen Sonntagskultur gegenüber einer säkularen Wochenend-Mentalität“, so Muser. So soll das diözesane Jahresthema zum Thema Sonntag helfen, deutlich werden lassen, „dass es uns mit dem Sonntag ganz ernst ist und wie viel uns der Sonntag bedeutet“. Darüber wurde am Nachmittag der Tagung im Rahmen einer Podiumsdiskussion beraten.
Die Tagung endete mit den Ausführungen von Karl Gruber zum Thema „Neu gestaltete Altarräume und Taufbecken in der Diözese Bozen-Brixen.“
<< Home