Samstag, 29. November 2008

Donnerstagstagung: Umgang mit Armut


Die tägliche Begegnung mit verschiedenen Formen der Armut und die Verunsicherungen durch die Weltwirtschaftskrise, die ihrerseits neue Armut schafft, machen die Aktualität des Themas “Armut” aus. Die heutige Donnerstagstagung in der Cusanus-Akademie in Brixen ging vor allem der Frage nach dem rechten Umgang mit der Armut nach.„Kirche vollzieht sich wesentlich darin, dass sie sich denen zuwendet, die ihrer besonders bedürfen“, so der Pastoraltheologe Alois Gurndin. Die Verantwortung für die Not der Mitmenschen dürfe nicht einfach auf bestimmte Institutionen abgeschoben werden, vielmehr gehe es darum, dass jede Pfarrgemeinde selbst zum „Anwalt des Menschen“ werde – nicht zuletzt durch den wertvollen Dienst der Pfarrcaritasgruppen. Gurndin hob hervor, dass die Kirche grade im caritativen Bereich nicht eine re-agierende Rolle einnimmt, sondern Vorreiterin ist, indem nicht nur Symptome, sondern die Ursachen für die Armut angegangen werden. Über einige zentrale Aspekte der Armutsproblematik in Südtirol hat der Sozialwissenschaftlicher Thomas Benedikter eine Übersicht gegeben und dabei unterstrichen, dass die öffentlichen und privaten Unterstützungsmaßnahmen für Armutsbetroffene die Armut zwar lindern aber nicht verhindern können, weshalb die Gesamtzahl von Personen, die von relativer Armut betroffen sind, stetig wächst. Als Gruppen mit einem hohen Armutsrisiko nannte Benedikter Familien mit mehreren minderjährigen Kindern, Alleinerziehende, Alleinlebende und Ausländerfamilien.Über Formen von Armut aus der Perspektive der Sozialdienste haben Karl Tragust, Leiter der Abteilung Sozialwesen der Provinz Bozen, und Luca Critelli, Leiter des Amtes für Sozialsprengel und Senioren in der Abteilung Sozialwesen, referiert, während der Leiter der Caritas Schuldnerberatung, Werner Niederbrunner, zum Thema „Armut aus der Sicht der Schuldnerberatung“ gesprochen hat.Über den konkreten Umgang mit der Armut, über die Erfahrung mit Menschen, die in Armut leben und über Tipps und Anregungen für die Pfarrgemeinden haben am Ende der Tagung Ulrich von Toggenburg, der Präsident der Vinzenzgemeinschaft, und Caritasdirektor Heiner Schweigkofler referiert.Ulrich von Toggenburg hat dabei die Vinzenzbrüder und –schwestern als „Augen, die die verborgene Armut erkennen“ bezeichnet und erläutert, dass das Tun der Vinzenzgemeinschaft nichts andere ist als „der tägliche Versuch in die Fußstapfen Jesu zu treten“, indem sie sich um das Wohlergehen von Menschen in Notsituationen bemühen. Der Präsident der Vinzenzgemeinschaft hob hervor, dass vor allem die Einsamkeit eine Form der Armut ist, die in Südtirol stark zunimmt. „Gleichzeitig nimmt aber im sozial-caritativen Bereich in den Pfarrgemeinden auch eine großartige Kreativität zu, die nicht müde wird, nach neuen Wegen zu suchen der Armut zu begegnen“, so von Toggenburg.