„Suchst du noch oder glaubst du schon?“
So lautet das Motto des Glaubensjahres der Pfarrgemeinde Kastelruth, das am 2. September 2007 mit dem Schutzengelsonntag offiziell beginnt. Örtliche Vereine und Verbände werden bis zur abschließenden Sternwallfahrt verschiedene Initiativen vorbereiten, die alle Interessierten zu einer persönlichen Auseinandersetzung mit Glaubensfragen einladen. Zur Vorbereitung und Einstimmung hielt Prof. Arnold Stiglmair in der Aula der Mittelschule einen Einführungsvortrag.
Anhand des vor- und nachkonziliären Kirchenbildes zeigte Prof. Stiglmair das neue Kirchenverständnis seit dem II. Vatikanischen Konzil (1962-65) auf. Papst Johannes XXIII. forderte die Weltkirche auf „Fenster und Türen zu öffnen“ und sich als „Volk Gottes“ zu begreifen, das auf dem Weg ist.
Glauben heißt nach diesem neuen Verständnis von Kirche sich immer wieder neu auf Gott einzulassen und auf ihn zu vertrauen. Religion macht dann Sinn, wenn sie mit Lebensbewältigung zu tun hat. Der glaubende Mensch fühlt sich geliebt und bejaht mit all seinen Stärken und Fehlern. Er weiß, dass es nicht allein auf seine Leistungen ankommt. Ganz so wie es eine alte Bäuerin ausgedrückt hat: „I hon an Hergott gfundn, der mi mog!“
Wie also ganz konkret in Kastelruth den Glauben leben? Nach Stiglmair muss der Austausch von tragenden Glaubens- und Lebenserfahrungen im Mittelpunkt der Pfarrgemeinde stehen. Ein alttestamentliches Beispiel dafür sind die Psalmen, von denen es genau so viele Lob- wie Klagepsalmen gibt. Im Psalm 13 heißt es: „Wie lange noch, Herr, vergisst du mich ganz? … Wie lange noch muss ich Schmerzen ertragen in meiner Seele, in meinem Herzen Kummer Tag für Tag? …“ Die heilende Kraft des Glaubens liegt darin, die Freude und das Leiden miteinander zu teilen und vor Gott zur Sprache zu bringen. In einem Glaubensjahr stellt sich deshalb die Frage, wo und wie jene Menschen aufgefangen werden können, die in schwierigen Situationen leben.
Prof. Stiglmair ermutigte alle Anwesenden weiterhin am Ball zu bleiben, wertvolle Traditionen mit Glauben zu füllen und ehrenamtliche inner- und außerkirchliche Tätigkeiten zu unterstützen und ihnen mehr Wertschätzung entgegen zu bringen. Glaube ist weniger eine Lehre als vielmehr eine Lebenshaltung! Er ist ein ständiges Suchen und Finden im Sinne des nun etwas ergänzten Mottos: „Suchst du noch (hoffentlich) oder glaubst du schon (a bissl)?“
Programm zum Glaubensjahr 2007/2008 - 1. Halbjahr
Der Pfarrgemeinderat hat neben der Renovierungsarbeiten des Kastelruther Pfarrturmes und des Pfarrhauses eine weitere „Restaurierung“ geplant, die sicher viel schwieriger durchzuführen ist als jene des Kirchturmes!Diese „Restaurierung“ betrifft nämlich alle Kastelrutherinnen und Kastelruther, klein und groß, jung und alt. Es handelt sich um das Glaubensjahr 2007/2008, das am 2. September offiziell eröffnet wurde! Dekan Franz Pixner schreibt dazu:„Eine solche ‚Restaurierung’ möchte nicht etwas Äußerliches, Oberflächliches sein – vergleichsweise ein Gebäude neu anstreichen – sondern möchte unser Herz erreichen und in das Innerste vordringen.“
Die Veranstaltungen der verschiedenen Vereine zum Glaubensjahr liegen für das erste Halbjahr in einer eigens gedruckten Broschüre in der Pfarrkirche auf. Folgende Aktionen sind geplant:
29.09.2007: Wallfahrt von Fraktion zu Fraktion
17.10.2007: Europäische Besinnungsweg nach Cyrill - Senioren
17.10.2007: Glaubensweg und Rosenkranz mit Alexander Raich - SKJ
21.10.2007: Feier der Ehejubiläen am Kirchweihsonntag - K. Familienverband
24.10.2007: Frauenwallfahrt - K. Frauenbewegung
15.11.2007: Pfarrvollversammlung
17.11.2007: Jugendmesse mit SKJ-Vollversammlung
20.11.2007: Vortrag über nachhaltige Landwirtschaft mit Prof. Golser – Bäuerinnen
4.12.2007: Lektorenschulung mit Reinhold Janek
24.1.2008: Spiritueller Krafttag für Frauen – K. Frauenbewegung
Das Glaubensjahr steht unter dem Leitmotiv: „Suchst du noch oder glaubst du schon?“ Nach Dekan Franz Pixner ist „dieses Motto eine persönliche Frage an jede(n) Einzelne(n). Allerdings: Glauben ist niemals ein Besitzen, sondern bleibt ein Suchen, Hinterfragen, ein Unterwegssein, unterwegs aber mit Gott. Kastelruth hat noch viele Traditionen auch in religiöser Hinsicht und das ist gut so. Aber die Traditionen müssen immer wieder nach ihrem Sinn und inneren Gehalt hinterfragt werden. Denn nur lebendiger Glaube schenkt unserem Leben mehr Qualität und Tiefgang, mehr Sinn und Freude.“
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