Freitag, 22. August 2008

Bischof „ist vorausgegangen in das Haus des Vaters“

Bischof Wilhelm Egger ruht seit Donnerstag in der geweihten Erde unter dem Brixner Dom. Dass sein Leitspruch "syn" (miteinander) lebt, bewies die eindrucksvolle Beisetzung in der Kathedrale. Gläubige aller drei Sprachgruppen, aus allen Ecken des Landes, Priester, Ordensleute und Laien sowie hohe Kirchenleute aus den nördlichen und südlichen Diözesen feierten im Hohen Dom gemeinsam die Eucharistie, bevor der Sarg des Bischofs eingesegnet und in das Grab hinabgesenkt wurde.



Als die sechs bisherigen Sekretäre den Sarg ihres Bischofs gegen 16.10 Uhr durch das Mittelschiff des Brixner Domes nach vorne trugen und auf dem Teppich vor dem Volksaltar postierten, war dieses "syn" von Bischof Wilhelm Egger geradezu mit Händen zu greifen: Hier in der Kathedrale und draußen auf dem Domplatz war die Diözese und ein Teil der Kirche des Alpenraumes gemeinsam versammelt.



Dass Bischof Egger in seinen 22 Amtsjahren sanfte, aber wirksame Zeichen gesetzt hat, war gleich danach auch in der Begrüßung durch den Hauptzelebranten Kardinal Angelo Scola zu hören. Er sprach Worte in deutscher, italienischer und ladinischer Sprache - eine Tradition, die der verstorbene Oberhirte in seiner Diözese begründet hat; auch in der danach folgenden Eucharistiefeier wurden alle drei Sprachgruppen in ihrer Muttersprache eingebunden.


"Betroffen, erschüttert und voller Trauer stehen wir am Sarg unseres geschätzten Bischofs Wilhelm", sagte Patriarch Scola, um dann Worte des Trostes folgen zu lassen: "Er hat uns nicht verlassen, sondern ist uns vorausgegangen in das Haus des Vaters".

Dass selbst Papst Benedikt XVI. die Todesnachricht aus Bozen mit großem persönlichen Schmerz aufgenommen hat, zeigte das Schreiben, das Administrator Josef Matzneller nach der Begrüßung der Trauergemeinde bekannt machte. Dann verlas Domdekan Ivo Muser das schlichte geistliche Testament. Bereits vor zwei Jahren hatte Bischof Wilhelm dieses Zeugnis des Glaubens und des Dankes aufgesetzt.




Die Eucharistiefeier - vom Domchor mit auserlesenen geistlichen Gesängen mitgestaltet - zelebrierten u.a. Kardinal Scola, sein Amtsbruder Achille Silvestrini, die Erzbischöfe Luigi Bressan (Trient), Alois Kothgasser (Salzburg) und Pietro Brollo (Udine), insgesamt 21 Diözesan- und Weihbischöfe, die Äbte aller Tiroler Stifte sowie eine wahre Schar von Diözesan- und Ordenspriestern im Querschiff mit.


Nach der Kommunion und den Ansprachen der Nachbarbischöfe Luigi Bressan und Manfred Scheuer nahm die Trauergemeinde in einer schlichten Zeremonie Abschied vom verstorbenen Diözesanbischof. Die Privatsekretäre trugen den Sarg zum offenen Grab, Patriarch Scola nahm die Einsegnung mit den liturgischen Gebeten, Weihwasser, Weihrauch und Erde vor.
Während der Domchor das "Magnificat" sang, wurde der Sarg in das Grab vor den ersten Kirchenbänken auf der linken Seite des Kirchenschiffs langsam hinuntergelassen.

Geistliches Testament von Bischof Wilhelm Egger

Predigt von Kardinal Angelo Scola

Kondolenzschreiben von Papst Benedikt XVI.